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Leistungsbeschreibung - Jugendhilfeverein - Biester e.V.


Leistungsangebot

1. Personenkreis

Das Angebot ist geeignet für Mädchen und Jungen im Alter von 6 bis 18 Jahren
Aufnahmealter: bis 18 Jahre
Zielgruppe dieses Betreuungsangebotes sind Kinder/Jugendliche mit Verhaltensauffälligkeiten und psycho-sozialen Störungsbildern, vor allem solche, die einer familienähnlichen Betreuung bedürfen, jedoch auf längere Sicht weder in ihre Herkunftsfamilie noch in Pflegefamilien integriert werden können. Kinder/Jugendliche die in herkömmlichen Großeinrichtungen entwichen oder gescheitert sind.

Rechtsgrundlage ist §§ 27 in Verbindung mit 34, 41 Kinder- und Jugendhilfegesetz. Nicht aufgenommen werden Kinder und Jugendliche mit ausgeprägter Suchtentwicklung, akuter Suizidgefährdung, sowie psychotischen Krankheitsbildern.

2. Fachliche Ausrichtung

2.1 Pädagogischer Ansatz Unser pädagogische Handeln orientiert sich an der individuellen Lebenswirklichkeit des jungen Menschen und seinen persönlichen Ressourcen. Unsere Aufmerksamkeit richtet sich nicht in erster Linie auf die Defizite, die es auszugleichen gilt, sondern vor allem auf die Entwicklungspotentiale und Ressourcen, die sich Kinder und Jugendliche - trotz traumatisierender Erfahrungen - erhalten haben. Die pädagogische Betreuung in der familienähnlichen Gemeinschaft bietet den Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit zu intensiven belastbaren Beziehungen, emotionale Sicherheit, Beständigkeit, Verlässlichkeit, Bewegungsräume zum Ausprobieren von angstfreiem, selbstbestimmtem und konfliktfähigem Handeln und Anerkennung durch erfolgreiche, den Selbstwert stärkende Erlebnisse und vermittelt so sozialen Kompetenzen für eine selbstständiger Lebensführung. Das Konzept bewegt sich in einem Spannungsfeld zwischen Zuwendung und dem Ermöglichen von Autonomieerleben.

2.2 Pädagogische Zielsetzung Ziel ist die soziale Integration, die persönliche Entfaltung durch Aktivierung der Ressourcen und die Entwicklung zur Verselbstständigung sowie die Begleitung in die Selbstständigkeit bei längerfristiger Unterbringung. Bei seltener kürzerfristiger Unterbringung bereiten wir das Kind auf Reintegration wenn möglich in die Herkunftsfamilie vor.

3. Methodische Grundlagen

Kinder die uns vorgestellt werden und hier Aufnahme finden, haben in der Regel eine Odyssee durch viele Institutionen hinter sich, an deren Reglement sie scheiterten, sich verweigerten oder sich entzogen. Wir bieten diesen Kinder eine Alternative.

Durch Integratives Zusammenleben und Integration in die familienähnliche Gemeinschaft wollen wir den Kindern glaubwürdige Beziehungen und lebensnahe Erfahrungen bieten. Garantierte Kontinuität - ohne Wechsel der Hauptbezugspersonen durch Schichtdienst-. Authentizität, Zuverlässigkeit sind besondere Merkmale der familienähnlichen Betreuungssituation. Sie ermöglichen soziale Verbindlichkeit auch bei bindungsgestörten jungen Menschen, vermitteln Sicherheit und begünstigen so eine positive Entwicklung.

Freiwilligkeit ist die Basis vom Tag der Aufnahme an. Daher beginnt jede Maßnahme als befristete "Ferien auf dem Bauernhof" statt Probewohnen. In dieser Zeit hat das Kind die Möglichkeit unsere Einrichtung, Lebensumstände, Mitbewohner und Betreuer ohne Leistungs- und Entscheidungsdruck kennen zu lernen, um dann freiwillig selbst für oder gegen seine dauerhafte Aufnahme hier zu sprechen.

Wir legen Wert darauf, entsprechend den äußeren (z.B. schulischen ) Gegebenheiten den individuellen Bedürfnissen der Kinder möglichst gerecht zu werden, ohne den Alltag "institutionell verregelt" zu gestalten.

Weckzeiten richten wir zum Beispiel an Schultagen nach dem Schulbeginn der einzelnen Schüler. An schulfreien Tagen können die Kinder nach Bedarf ausschlafen, wenn keine gemeinsame Aktivität geplant ist.

Frühstückszeiten sind entsprechend dann eher individuell. Mittagessen (wenn es der Schulstundenplan erlaubt) wird gemeinsam eingenommen, an Wochenenden und schulfreien Tagen auch gemeinsam zubereitet, ebenso in der Regel das Abendessen, wenn nicht individuelle Termine dagegensprechen. Wir achten auf eine ausgewogene Ernährung und erfüllen wenn möglich dabei gerne auch Wünsche nach "Lieblingsspeisen". Jederzeit können sich die Kinder an ständig bereitgestellten Getränken und Obst (je nach Jahreszeit auch aus eigener Ernte) ohne nachzufragen selbst bedienen. Als Zwischenmahlzeit darf auf Nachfrage Joghurt, Kekse, "Sweetys" oder etwas aus dem Kühlschrank eingenommen werden. Neben den Mahlzeiten wird zu besonderen Gelegenheiten gemeinsam Kuchen gebacken und häufig im Freien gegrillt.

Für eine gesunde Entwicklung reicht es nicht, wenn Kinder nur "satt und sauber" sind. Die Freizeiterfahrung der Kinder aus städtischen Ballungsräumen ist in der Regel beschränkt auf Konsum, TV, u.Ä. die Erfahrungsräume waren begrenzt auf Virtuelles, Asphalt und Beton. Wir bieten den Kindern hier in natürlicher Umgebung die Möglichkeit elementare Erfahrungen gefahrlos nachzuholen. Dazu kann auch das Fließgewässer auf dem Hofgrundstück, Sandstrand und Feuerstelle dienen, ebenso wie der Umgang mit Tieren.

Unsere Tiere als "therapeutische Helfer" können absolut vorurteilsfrei mit Menschen umgehen. Mit den Tieren zu leben, ist für die Kinder anregend und beglückend zugleich Daher tragen sie wesentlich zur heilsamen Förderung verhaltensauffälliger und bindungsgestörter Kinder bei. Durch ihre Wesensarten sind die von uns ausgewählten und herangezogenen Tiere hier besonders geeignet. Sie schaffen es leicht, die Kinder zu motivieren. Sie sind ein gutes Medium, Kindern ihre Grenzen zu zeigen, zum Beispiel denen, die sich ständig überschätzten. Ängstliche dagegen lernen im Umgang mit den Tieren häufig ihre Stärken kennen. Die Tiere brauchen Zuwendung und geben Zuwendung. Sie wirken kontakt-, wahrnehmungs- und bewegungsfördernd, zeigen Wege der Kommunikation (auch nonverbalen) und bieten ganz viel Lebensfreude! Durch den angeleiteten Umgang mit Tieren hier auf dem Hof, (Hunde, Katzen, Hühner, Kaninchen) besonders mit Pferden ermöglichen wir den Kindern vorbehaltlose Beziehungen aufzubauen und Vertrauen zu gewinnen. Durch die tägliche Beobachtung und Teilnahme an Versorgung und Pflege fördern wir ihr Verantwortungsbewusstsein und die Einsicht in Notwendigkeiten. Die dabei erworbenen Fähigkeiten können auf andere Lebensbereiche übertragen und damit das Sozialverhalten trainiert werden.

Unser hoher Aufwand an Betreuung und Mitteln soll die Kinder zu mehr persönlicher Eigenwahrnehmung und zum Einklang mit ihren individuellen Bedürfnissen führen, mit dem Ziel der Entwicklung eigener Körperwahrnehmung und verantwortlicher Selbststeuerung (auch zur letztlich einzigen Sicherheit vor Suchtgefährdung und Missbrauch jeder Art .) Die Kinder sollen dabei Eigenverantwortung entwickeln und sich heimisch statt fremdgesteuert fühlen, ohne gegen institutionelle Grenzen ankämpfen zu müssen.

"Ressourcen orientiertes Handeln" heißt für uns mehr als die Entwicklung von Alltagskompetenz. Da die Eigenwahrnehmung oft geprägt ist von dem negativen Image, das sich diese Kinder als "Verhaltensauffällige", "Schulversager", "Verweigerer", Opfer oder Täter von Gewalt...zuvor zu eigen gemacht haben, wollen wir dieses Negativ-Image und die daraus folgenden stagnierenden Verhaltensmuster durch eine positive Identifikation ablösen.

Wir gehen daher mit jedem Kind auf "Schatzsuche" In Workshops und Projekten (wie Zirkus, Akrobatik, Musik) bieten wir allen Kindern immer wieder neue Erfahrungen und die Chance eigene Interessen und Begabungen zu entdecken, die dann durch individuelle Förderung zur Entfaltung gebracht werden. (So wird zum Beispiel der "Schläger" zum "Schlagzeuger", oder der "Hypermotorische" zum "Artisten" und kann auf diesem Wege die nötige Aufmerksamkeit, Anerkennung und Bewunderung erfahren)

Neben der schulischen Förderung fördern wir auch den Umgang mit neuen Medien. Jedem Kind stellen wir Computerzugang und Anleitung zur Verfügung, ebenso Film und Fotogerät

Unsere Elternarbeit beschränkt sich auf Kontakt- und Besuchsanbahnung. Wir organisieren Familienheimfahrten in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt und den Eltern und sorgen für die Vor- und Nachbereitung, sowie Information über den Entwicklungsstand insbesondere bei den regelmäßigen HPGs. In der Regel obliegt es dem jeweiligen soz. päd. Dienst vor Ort, die Eltern zu beraten und zu betreuen um ggf. auf eine evt. Rückkehr ihrer Kinder vorzubereiten.

4. Struktur des Leistungsbereiches Erziehung Diese Einrichtung verfügt über keine eigene Schule und über keinen angeschlossenen Ausbildungsgang. Insofern wird lediglich der Leistungsbereich Erziehung beschrieben.

4.1 Leistungsbereich Erziehung

4.1.1 Grundleistungen Die folgenden beschriebenen Leistungen sind Standardleistungen und kommen grundsätzlich allen Kindern und Jugendlichen zugute.

4.1.1.1 Räumliche Gegebenheiten

Die "Biester Mühle" verfügt über 4 Plätze. Zur Verfügung steht ein eigener Gebäudetrakt, der vom Trägerverein Biester e.V. langfristig angemietet ist. (siehe Mietvertrag, Lageplan, Grundriss im Anhang)

1 großer zentraler Wohnraum mit Ess- und Küchenbereich. 1 PC- Fernseh- Spielraum 2 Einzelzimmer, mit je eigener Waschgelegenheit 1 Doppelzimmer, mit eigener Waschgelegenheit und Toilette 1 Dienstzimmer mit eigener Waschgelegenheit (auch für Nachtbereitschaft) 1 Waschraum mit Wanne, Dusche, Toilette. 1 Hauwirtschaftsraum mit Dusche und Toilette 1 Bolzplatz als Freigelände und hinzugepachtete Wiesen.

Für die Instandhaltung und Pflege ist eine Kraft eingestellt, ebenso zur Unterstützung der hauswirtschaftliche Versorgung.

4.1.1.2 Personal

folgendes Personal steht in Anlehnung an BAT Regelvergütung zur Verfügung:

1 Dipl. Soz. Päd. BAT IV a 0,75 Erzieher BAT V b 0,5 Erzieher BAT V c 0,5 Hauswirtschaftskraft BAT IX a 0,25 Hausmeister BAT X

Wegen der familienähnlichen Betreuung entfällt der Schichtdienst. Mindestens eine Fachkraft steht ständig zur Verfügung, auch zur Nachtbereitschaft und an Wochenenden.

4.1.1.3 Schulische Förderung Die Kinder und Jugendlichen besuchen öffentliche Schulen im Einzugsbereich der Einrichtung. Die Grundschule in Rieste ist ebenso mit dem Bus erreichbar wie die Sonderschule in Bramsche, die Hauptschule in Alfhausen, Realschule, Berufsschule und Gymnasium in der Samtgemeinde.

Da die Kinder und Jugendlichen in der Regel über z. T. gravierende Wissens- und Lernlücken verfügen, stehen die Mitarbeiter in enger kontinuierlicher Zusammenarbeit mit den Schulen und Fachlehrern, mit denen regelmäßige beratende Gespräche stattfinden sowohl im Hinblick auf die weitere Schul- und Berufsausbildung als auch zur Feststellung des Bedarfs an zusätzlicher Einzelförderung

4.1.1.4 Hilfeplan Die Einrichtung erstellt für das jeweilige Hilfeplangespräch nach § 36 KJHG einen Kurzbericht, aus dem Aussagen über die Entwicklung des Kindes bzw. des Jugendlichen zu entnehmen sind. In Absprache mit dem örtlichen Träger der Jugendhilfe werden alle Betroffenen zum vereinbarten Termin des Hilfeplangespräches eingeladen. Dabei wird das betreffende Kind bzw. der betreffende Jugendliche einbezogen.

4.1.1.5 Sonderaufwendungen im Einzelfall - Taschengeld - Bekleidungsgeld - Familienheimfahrten werden nach dem Individualprinzip erbracht.

4.1.2 Individuelle Sonderleistungen Individuelle Sonderleistungen müssen im Hilfeplangespräch erörtert und von allen Betroffenen gleichermaßen befürwortet worden sein. Sie werden nach Bedarf zeitnah organisiert Diagnostik und therapeutische Einzelförderungen werden nach medizinischer Indikation grundsätzlich von externen Fachleuten durchgeführt.

5. Maßnahmen der Qualitätsentwicklung und -sicherung

- Teamgespräche finden 1mal wöchentlich à 2Std. statt, die Ergebnisse werden in Kurzprotokollen festgehalten. - Zur psychologischen Begleitung werden bei Bedarf 4 Std. im Jahr externe Fachkräfte zu Fallgesprächen hinzugezogen. - Supervision findet mit 10 Veranstaltungen pro Jahr à 2 Std. statt. - Externe Fortbildung wird wahrgenommen. - Die Entwicklung der Kinder wird dokumentiert. - Teile der Verwaltungsaufgaben (wie Buchführung/Steuerberatung/...) werden auf Honorarbasis in Auftrag gegeben

Darüber hinaus dient uns selbst das Feedback der Kinder und Jugendlichen, insbesondere auch das der "Ehemaligen" als wichtige Kontrolle.

18.02.2004

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Platz frei Biester e.V.
 

 
 
 
last revised:
2008.07.03
 
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